!

  DEUTSCHER WERKBUND SAARLAND

 

 

Home

Aktuell

Projekte

Veranstaltungen

Historie

Mitglieder

Impressum

 

 

 

PROJEKTE

Die Villa Obenauer

Ein Bau von Peter Behrens

Im Saarland hat sich nur das eine oder andere Bauwerk von überregionalem, ja internationalem Rang erhalten, denn üppig ist die Vielfalt und Qualität des architektonischen Erbes im kleinsten Flächenstaat der Republik nicht gerade. Neben Sakralbauten, Fürstenresidenzen und Industrieanlagen sind auch Bauten des Bürgertums bemerkenswert, unter denen eines der prominentesten Beispiele das von Peter Behrens für den Saarbrücker Kaufmann Gustav Obenauer 1905 bis 1907 errichtete Wohnhaus Trillerweg 58 ist.

Peter Behrens, 1868 in Hamburg geboren, kommt über die Malerei und das Design zum Bau. Sein erster Bau ist sein - noch vom Jugendstil geprägtes - Wohnhaus auf der Mathildenhöhe in der Künstlerkolonie Darmstadt (1901). Ab 1903 leitet Behrens die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf. Nach seinen Plänen entstehen die für die Industriearchitektur wegweisende Turbinenhalle der AEG in Berlin (1909) und die am Klassizismus orientierte Deutsche Botschaft in St. Petersburg (1911/12). 1922 wird Behrens zum Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien berufen. Er baut u. a. expressionistische Verwaltungsgebäude der Farbwerke Hoechst bei Frankfurt/Main (1920-25) und eines der Wohnhäuser der Weißenhofsiedlung in Stuttgart (1927). Ab 1936 leitet er die Architekturabteilung der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und unterhält gleichzeitig in Potsdam ein eigenes Büro, in dem u. a. Le Corbusier, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe arbeiten, die in der Folge die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts geprägt haben. Peter Behrens stirbt 1940 in Berlin. Sein Werk hat entscheidend zur Entwicklung der Architektur wie auch des Kunsthandwerks beigetragen.

Manchen Saarbrückerinnen und Saarbrückern dürfte der Name des Lebensmittelgroßhändlers Obenauer noch ein Begriff sein: Sein Kaffee war lange Zeit ein weithin bekanntes Produkt der noch heute existierenden Firma.

Bei einem Besuch der Gartenbauausstellung 1904 in Düsseldorf begeistert sich Gustav Obenauer, Chef des Saarbrücker Unternehmens, für die dort von Peter Behrens geschaffene Architektur und Gartengestaltung. Beeindruckt von der künstlerischen Leistung beauftragt der innovative Unternehmer den architektonischen Autodidakten mit der Planung und Ausführung seines Wohnhauses in Saarbrücken. Nach Besichtigung des Bauplatzes in steiler Hanglage am Triller erstellt Behrens im Juni 1905 die ersten Pläne, die noch während der Bauvorbereitung überarbeitet werden. Bis Sommer 1907 werden das Haus und der terrassenförmig angelegte Garten ausgeführt. Außerdem entwirft Behrens die Ausstattung des Herrenzimmers, des Speisezimmers und der Halle und auch den - heute verschollenen - Kronleuchter.

Die Villa Obenauer ist ein Meilenstein in der Baugeschichte des 20. Jahrhunderts. Zu einer Zeit, die noch wesentlich dem Historismus und dem Jugendstil verpflichtet ist, entsteht in Saarbrücken ein Privathaus, das in seiner Addition kubischer Baukörper, seinem raumbewussten Schichten und Stapeln, im Gleichgewicht von Horizontalen und Vertikalen, in der geometrischen Gliederung der Flächen und mit seinem flachen Dach eine radikale Absage an alles Bisherige bedeutet. Behrens arbeitet hier mit Gestaltungsprinzipien, die erst in den 20er Jahren in der Architektur von De Stijl und Bauhaus prägend werden. Seine Rolle in der Bau- und Designergeschichte Europas ist nur vergleichbar mit der Frank Lloyd Wrights in Amerika.

Gegenüber dem mutigen Aufbruch des Bauherrn und seines Architekten in eine moderne Zukunft ist das weitere Schicksal der Villa leider ein trostloses und erschreckendes Beispiel für den gleichgültigen Umgang mit dem frühen Hauptwerk eines der bedeutendsten deutschen Baumeister des 20. Jahrhunderts!

1940 veräußert die Familie Obenauer das im Krieg beschädigte Haus an die Reichsautobahnverwaltung. Das nach dem Krieg zunächst als Jugendfürsorgeheim genutzte Gebäude geht 1962 an den Bund über und wird Sitz der Bundesvermögensverwaltung.
Einschneidende Um- und Einbauten haben seitdem Erscheinungsbild des Hauses stark beeinträchtigt, verkleinerte Fenster und vermauerte Türen verfälschen die ursprünglichen Lichtverhältnisse. Dazu kommt eine mangelhafte Bauunterhaltung, die zu erheblichen Schäden - u.a. durch eindringendes Wasser - geführt hat, die nun mit großem Aufwand behoben werden müssten.

Im Herbst 2000 hat die Bundesvermögensverwaltung die Villa Obenauer geräumt. Weder der Bund noch das Saarland sind an dem Anwesen interessiert, es wir zur Zeit auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten. Um angeblich den Steuerzahler nicht zu belasten, lehnt der Bund es ab, für Sicherung und Instandsetzung des Gebäudes aufzukommen. Man stelle sich vor: Die für das Vermögen des Bundes verantwortliche Behörde lässt Eigentum des Bundes verkommen - unvorstellbar bei einem Bau von dieser überragenden Bedeutung und seiner nicht hoch genug einzuschätzenden architekturgeschichtlichen Stellung!

Aus Sorge um den baulichen Zustand und die Zukunft der Villa hat sich im Sommer 2000 der "Freundeskreis Villa Obenauer e.V." gegründet. Der gemeinnützige Verein will das epochale Bauwerk ins Bewusstsein der regionalen und überregionalen Öffentlichkeit bringen und ist der Ansicht, dass es denkmalgerecht saniert und kulturellen Bedeutung entsprechend genutzt werden muss. Der Freundeskreis steht in Kontakt mit dem Bund als Nocheigentümer, verschiedenen saarländischen Behörden (Denkmalpflege, Hochbauamt, Ministerien, Staatskanzlei) und kulturellen Vereinigungen sowie zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, die für die sorgfältige Wiederherstellung und die angemessene, d. h. zumindest teilweise öffentlichen Nutzung des Baudenkmals eintreten. Der Freundeskreis ist bereit, bei der Formulierung eines Nutzungskonzeptes mit zu wirken. Analog zu zahlreichen Beispielen zur Erhaltung und Sanierung von Baudenkmälern in den neuen Bundesländern ist auch für die Villa Obenauer eine großzügige finanzielle Förderung der notwendigen Baumaßnahmen möglich. Eine zentrale Bedingung dafür ist jedoch, dass das Gebäude nach seiner Wiederherstellung in der öffentlichen Hand verbleibt und auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Bei seinem ehrgeizigen Vorhaben ist der "Freundeskreis Villa Obenauer e.V." auf breite Unterstützung angewiesen. Ideelle und organisatorische Mitarbeit, aber auch finanzielle Hilfe zum Beispiel in Form einer Mitgliedschaft (Mindestbeitrag 24,00 DM bzw. 12,00 Euro/Jahr) sind jederzeit willkommen.

Kontaktadresse:

Freundeskreis Villa Obenauer
Dipl.-Ing. Marlen Dittmann, 1. Vorsitzende
Mecklenburgring 31, 66121 Saarbrücken
Tel./Fax 0681/818751

Bankverbindung:
Vereinigte Volksbanken Saarbrücken-St. Ingbert
Konto: 1166 370 007 Bankleitzahl: 591 901 00