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Die Bergwerksdirektion Saarbrücken

Resolutionen

Resolution von Deutscher Werkbund Saarland und BDA zur Bergwerksdirektion


Lange, vielleicht zu lange hatten wir gehofft, dass die RAG Saarberg AG ihre "königlich preußische" Bergwerksdirektion nicht verkaufen würde. Sie hatte sich zunächst auch geweigert. Tradition und Eigentum schienen zu verpflichten. Nun ist es doch geschehen. Der Bau ist verkauft.

Die ECE möchte die Bergwerksdirektion zum Entree und zur Warenhaus umbauen und dabei den gesamten inneren Bau mit allen Geschossdecken, Ausstattungen und Einbauten auf die Müllhalde schaffen. Ein geplanter ebenerdiger Zugang verschüttet die Eingangstreppen und den Gebäudesockel des Mittelpavillons und lässt die gusseiserne Treppe durch Absenkung des Eingangsgeschosses in der Luft hängen. So geht die Einheit von innerer Gliederung und ihrer äußeren Entsprechung an diesem außergewöhnlichen Bau verloren. Verloren sind zugleich seine Mosaiken, Treppenhäuser, Korridore mit allen Spuren einer immerhin 126 Jahre kontinuierlich währenden Nutzungsgeschichte des Saarbergbaus.

Den deutschen Werkbund Saarland (DWB) und den Bund deutscher Architekten Saarland (BDA) verblüffen, wie wenig Rat und Verwaltung der Stadt Saarbrücken, die Öffentlichkeit und die Denkmalpflege über diesen Vorgang besorgt scheinen. DWB und BDA suchen Verbündete, den geschichtsblinden Umgang mit einem der besten Denkmäler des Landes zu verhindern. Martin Gropius und Heino Schmiedens 1877 - 1880 entstandene Bergwerksdirektion verdankt ihre äußere und innere Architektur der späten Schinkelschule, die nicht nur damals im besten Sinne modern war. Mit ihr besitzt Saarbrücken und das Saarland einen Bau außergewöhnlicher Prägung, geschichtsgesättigt, einen Palazzo von beinahe florentinischer Kraft.

Die Pläne sind schädlich, von kurzem Gebrauchswert und unkompatibel mit dem Denkmal, das sich im vorzüglichen Zustand befindet. Der Bau eignet sich auch weiterhin bestens zur Nutzung durch Büros und Verwaltungen. Dem öffentlichen Interesse an der Erhaltung können in der denkmalfachlichen Abwägung keine privaten Interessen entgegengesetzt werden, die eine weitgehende Zerstörung des Baus und seine Entlassung aus der Denkmalliste rechtfertigen könnten.

Denkmalpfleger und Öffentlichkeit müssen sich jetzt einsetzen, den Bau unversehrt in die Zukunft zu bringen.
Lehnen Sie die Pläne der ECE zum Aushöhlen und Umbau der Bergwerksdirektion ab!

Saarbrücken, 08.02.2006

Für den DWB
Marlen Dittmann

Für den BDA
Thomas Britz

Saarbrücker Universitäts-Dozenten protestieren gegen die Entstellung des Gebäudes der Bergwerksdirektion


Mit Schrecken haben wir Dozenten der Fachrichtung Kunstgeschichte der Universität des Saarlandes wahrgenommen, dass das Saarbrücker Gebäude der Bergwerks-Direktion, bisher Eigentum der RAG Saarberg GmbH, an einen privaten Investor verkauft wurde, der es zum Bestandteil eines Einkaufs-Zentrums umgestalten und dabei erhebliche Eingriffe an dem Gebäude vornehmen will.

Bei der Saarbrücker Bergwerksdirektion handelt es sich, wie inzwischen allgemein anerkannt, um ein Gebäude von hoher architekturgeschichtlicher und urbanistischer Bedeutung. Der Bau wurde von dem Berliner Architekten Martin Gropius (1824-1880) geplant, einem Verwandten von Walter Gropius, dem berühmten Bauhaus-Architekten. Der Architekt gehörte zur Berliner Schinkel-Schule, einer der bedeutendsten und fortschrittlichsten Bauschulen des 19. Jahrhunderts. Der rekonstruierte Berliner Martin-Gropius-Bau, ehemals Kunstgewerbe-Museum, heute Ausstellungs-Gebäude, zählt zu den Glanzstücken des wiederhergestellten Berliner Stadtzentrums.

Das Saarbrücker Gebäude entstand (1877-80) im sogenanten Rundbogenstil, einer Richtung der Architektur des Historismus, die sich nicht an einen bestimmten Stil der Vergangenheit anlehnte, sondern durch die Synthese aller Stile, die den Rundbogen verwenden(Römische Antike, Romanik, Renaissance), zum Stil der eigenen Zeit, zu einem zeitgemäßen Stil zu gelangen suchte. Seine Verfechter waren Karl Friedrich Schinkel und Heinrich Hübsch (In welchem Style sollen wir bauen? 1828) Als "progressiver" Stil seiner Zeit wurde er gerne für die damals neuen Bauaufgaben, wie Bahnhöfe, Fabrikgebäude, Verwaltungsbauten, Schulen, Universitäten (Karlsruhe, München!) etc. verwendet.

Neuartig war auch, das Gebäude übereck zu komponieren, die Ecke sozusagen zur Hauptschauseite zu machen. Dadurch eignete sich der Bautypus besonders für schwierige urbanistische Situationen. Die entsprechenden Ideen stammen aus der französischen Revolutions-Architektur (Ledoux). Die Saarbrücker Bergwerks-Direktion steht an einer urbanistisch sensiblen Stelle, an der Gabelung zweier Straßen mit Ausrichtung auf die dritte ankommende Straße (=Bahnhofstraße!) Im Innern stellt das repräsentative gusseiserne Treppenhaus einen besonderen Glanzpunkt dar. Es leitet sich von Ideen des Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) her, der auf seiner England-Reise 1826 die neuartige Eisenbauweise der englischen Architektur der Industriellen Revolution bewunderte und sie in Preußen einführte (Treppenhäuser in den Berliner Palais für Prinz Karl und Prinz Albrecht, beide im 2. Weltkrieg zerstört!)

Die Saarbrücker Bergwerks-Direktion gehört daher zu den "Leitbauten" der Innenstadt Saarbrückens. Analog dem Saarbücker Schlossbau, der die Epoche des Spätabsolutismus im 18. Jahrhundert vertritt, repräsentiert das Gebäude der Bergwerks-Direktion in Saarbrücken die preussisch geprägte bürgerliche Epoche der industriellen Revolution im 19.Jahrhundert. Im Gegensatz zum Schlossbau ist das Gebäude außen und innen im Wesentlichen in der originalen Baugestalt erhalten und in einem denkmalpflegerisch guten Zustand. Die von der Investoren-Gruppe geplanten Eingriffe in die Fassade mit dem Aufbrechen des Eingangs-Bereiches und der Umgestaltung des Treppenhauses käme einem unerträglichen Eingriff in die historische Bausubstanz gleich. Das hexagonale Treppenhaus mit seinen eisernen Treppenläufen stellt eine konstruktiv und gestalterisch einmalige Kostbarkeit mit Denkmal-Charakter dar, welche die besten Traditionen der Architektur des 19. Jahrhunderts bewahrt.Die original erhaltenen Schmuck-Fußböden aus farbiger Mettlacher Keramik (V & B) sind den Belastungen eines Einkaufs-Zentrums nicht gewachsen und wären in kurzer Zeit abgetreten oder müssten entfernt werden. Zusammen mit dem ebenfalls erhaltenen Festsaal besitzt das Bergwerksdirektions-Gebäude damit wertvolle historische Innenräume, wie sie zum Beispiel im Saarbrücker Schloss nicht mehr erhalten sind. Ihre geplante Entstellung brächte einen unersetzlichen Verlust an historischer Bausubstanz.

Die vom Investor geplanten Eingriffe würden nach unserer Auffassung zur Schädigung der identitätstiftenden Stadtgestalt Saarbrückens führen, und kämen einer Barbarei nahe, zumal in Anbetracht der gegenwärtigen Versuche anderer deutscher Städte zur Rückgewinnung solcher Identität stiftenden Bauten, wie zum Beispiel der Dresdener Neumarkt mit der Frauenkirche oder das Palais Thurn und Taxis in Frankfurt/Main.

Christa Lichtenstern
Lorenz Dittmann
Klaus Güthlein
Christoph Wagner